Sebastian Swientek
3/5
Wir haben uns gestern eine Immobilie angeschaut und waren schwer beeindruckt, wie stark doch die Beschreibung im Exposé und die vielen hübschen Fotos von der Realität abweichen können.
Im wirklich beeindruckend professionellen Exposé wirkte das "wahre Naturparadies" in Einzellage unglaublich idyllisch und sehr begehrenswert. Der Preis war attraktiv, das Wohnhaus und die diversen Nebengebäude schauten gepflegt und gut in Schuss gehalten aus.
Aber wie so oft - reality kills. Es war buchstäblich alles nur Fassade. Das einzig Wahre war die sehr idyllische Gegend und der tolle Sonnenuntergang. Das Haus selbst war im Grunde einfach nur tot. Als Liebhaber alter Bausubstanz sind wir dort von einer Ohnmacht in die nächste gefallen. Hangseitig feuchte Wände, daraus resultierende Putzschäden, teilweise über die ganze Länge hinter den Möbeln schwarz vor Schimmel. Schimmel auch um einige Fenster, die Holzfußböden teilweise mit handtellergroßen durchgefaulten Löchern. Die Nägel rosteten aus den Fußleisten, die Elektrik im Haus und allen Nebengebäuden komplett zu machen, weil entweder uralt oder "neu" und lebensgefährlich. Die Wasserfilteranlage moderte in einem Erdkeller vor sich hin. "Die wird man wohl machen müssen. Dazu haben wir keine Unterlagen." Der Dachstuhl war hin, zerfressen, marode und nicht mehr zu retten. "Da ist wohl der Wurm drin". Ja, das kann man wohl sagen. Um glatte und verputzbare Außenwände zu bekommen, wurde das Wohnhaus offenbar in Betonschalsteine eingepackt und dann überputzt...
Alles, was auf den Fotos im Haus selber modernisiert und vorerst noch brauchbar ausgeschaut hat, war vergilbt, abgeblättert, grauslich und einfach durch.
Von einem renommierten Unternehmen wie Remax hätten wir uns doch deutlich mehr Professionalität erwartet.
Worte wie "sanierungsbedürftig", "stark sanierungsbedürftig", oder wie in diesem Fall bestenfalls "kernsanierungsbedürftig" sucht man im Exposé für diese fast €230.000,- teure Liegenschaft ebenso vergeblich, wie Fotos oder Erwähnung von massiven Feuchtigkeitsproblemen, dem erbärmlichen Gesamtzustand aller Gebäudeteile und den daraus resultierenden immensen Kosten, die auf denjenigen zukommen, der auf Grund der verlockenden Anzeige bereit ist, sich auf 30 Jahre für dieses idyllische Hinterholz 8 zu verschulden.
Schade.
